Stele – Barendorf

Barendorf

Während die meisten Dörfer des Klützer Winkels ihren Ursprung im Mittelalter haben, entstand Barendorf erst viel später. Im Jahre 1800 wurden vier Bauernstellen aus Harkensee an den äußersten Nordstrand der Gemarkung, nahe der Ostseeküste, verlegt. Die Höfe hatten typische niederdeutsche Hallenhäuser und Scheunen aus Fachwerk mit Reetdächern.

Ab 1868 entstand das Gut Barendorf, das ebenfalls von Harkensee abgetrennt wurde. Die Familie Vorbeck errichtete ein Herrenhaus aus Backstein sowie große Ställe und Scheunen. Die Gutsanlage ist fast völlig erhalten und gehört heute zum größten Teil wieder den Nachkommen der 1945 enteigneten Besitzer, die das Gut zurückgekauft haben.

Im 1 km nordöstlich des Gutes gelegenen Bauerndorf Barendorf entwickelte sich schon um 1930 der Tourismus. Auf dem Hof der Familie Kloth wurde ein Gasthaus mit Pension betrieben und es entstand die noch heute vorhandene „Villa Seeblick“ aus Backstein.

In den Jahren 1952-1953 führte die SED in der DDR eine Kampagne gegen die Großbauern, von denen viele inhaftiert wurden. In den Grenzgebieten gab es eine erste Zwangsaussiedlung: „Aktion Ungeziefer“. Der Name dieser unmenschlichen Aktion zeigt deutlich, was die stalinistische SED von ihrem eigenen Volk hielt.

Im Februar 1953 wurden die Barendorfer Bauern von einem Nachbarn gewarnt, dass auch ihre Verhaftung bevorstünde. Daraufhin flohen drei der vier Bauernfamilien über Berlin in den Westen.

Ab 1962 lag auch Barendorf im Sperrgebiet entlang der Ostseeküste. Die DDR-Behörden waren bestrebt, die in unmittelbarer Nähe des Grenzzaunes gelegenen Gebäude abzureißen. So verschwanden die vier Höfe des Bauerndorfes fast vollständig. Im Gegensatz zu den Gütern wurden die meisten Bauern in der DDR nicht formal enteignet, wenn sie auch nicht über ihr Land verfügen konnten. So kamen die Äcker und die Höfe (falls sie noch standen) nach 1990 wieder an die ursprünglichen Besitzer oder deren Erben.

Im Bauerndorf Barendorf blieben nur das ehemalige Zollhaus am Weg zum Strand und die Villa „Seeblick“ erhalten. Dort betrieb das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) eine Abhöranlage mit drei großen Funkmasten; auf dem Dach des Hauses wurde ein Beobachtungsturm errichtet.

Südlich des Grenzzaunes am Kolonnenweg wurde in Barendorf eine kleine Kaserne für die Grenztruppen errichtet. Diese stand nach 1990 leer und wurde erst um 2010 abgerissen. Westlich des Gutes entstand nach 2000 eine Ferienhaussiedlung.

*Literaturhinweis: Rätzke, Dorian: „Zwischen Stacheldraht und Strandkorb. DDR-Alltag an der Lübecker Bucht“