Stele – Steinbeck

„Silva Clutse“ – Wald Klütz genannt – wurde erstmals 1230 als „Stenebeke“ im Ratzeburger Zehntregister erwähnt, als Dorf mit 7 Bauernstellen im Besitz von Kaiser Barbarossa. Die Gegend galt als Kornkammer Mecklenburgs. Seit 1723 gehörte Steinbeck dem Grafen von Bothmer. Seit 1937 gab es zwischen Mecklenburg und Schleswig-Holstein ein Zollhaus, regen Handel sowie Urlaubsgäste aus Travemünde.

Nach Kriegsende am 8. Mai 1945 nahmen die Besatzungstruppen zum 1. Juli 1945 die vereinbarten Territorien unter ihre Kontrolle und die Rote Armee besetzte West-Mecklenburg. Das ehemalige Zollhaus diente als Kommandantur. Kriegsflüchtlinge erhöhten die Einwohnerzahl von Steinbeck auf 173.

Die Gründung der DDR erfolgte am 7. Oktober 1949. Am 26. Mai 1952 begann die Registrierung der Bevölkerung in den Grenzorten. Ab 7. Juni 1952 wurde die DDR-Ostseeküste zur Sperrzone – ein 5 km breiter Schutzstreifen an Land und eine 3-Meilen-Zone auf dem Wasser vom Priwall bis Steinbeck.

Fortan kontrollierten Grenzpolizisten Tag und Nacht den 18 km langen Küstenabschnitt.

1952 bis 1960 wurden die Bauern in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft eingegliedert. Viele flüchteten in den Westen. Bei Redewisch wurden ein Funkmessturm, eine Radaranlage und eine Kaserne errichtet.

Am 10. Juni 1952 fielen aus dem Kreis Grevesmühlen 606 Personen einer Zwangsumsiedelungsaktion zum Opfer. Im Februar/März 1953 verloren weitere 12 Personen ihre Heimat. Man transportierte sie in den Kreis Sternberg.

Nach dem Bau der Mauer in Berlin am 13. August 1961 versuchten Menschen über die Ostsee zu flüchten. Mit der Aktion „Festigung“ wurden am 3. Oktober 1961 weitere 202 Personen gen Osten zwangsumgesiedelt. Im „Sicherungsbereich Klütz“ waren real 73 Kräfte zur „vorbeugenden Grenzsicherung“ eingesetzt. Die meisten Fluchtversuche scheiterten so bereits im Vorfeld.

Am 20. Juni 1962 wurde eine 5 km breite Sperrzone entlang der Wassergrenze festgelegt. In dieser Küstengrenzzone galten besondere Auflagen und Kontrollen, doch der Zugang zum Strand blieb offen. Nur der Küstenabschnitt vom Priwall bis Steinbeck blieb vollständig gesperrt. 1966 errichteten Grenzsoldaten einen 2. Grenzzaun mit elektrifiziertem Stacheldraht, Wachtürme aus Holz, den sogenannten „Todesstreifen“. Streckenweise waren Hundelaufanlagen installiert. 1969 begann man Wachtürme aus Beton zu errichten. Ungefähr 900 Fluchten über die Ostsee glückten, etwa 200 Flüchtende ertranken.

In Berlin fiel am 9. November 1989 die Mauer! Die Wiedervereinigung Deutschlands war am 3. Oktober 1990. Die ehemalige Grenze wurde „Das Grüne Band“. Redewisch und Steinbeck gehören zum Europäischen Vogelschutzgebiet „Wismarbucht und Salzhaff“ sowie zum FFH-Gebiet „Küste Klützer Winkel und Ufer von Dassower See und Trave“.

» Literaturhinweis: Piehl, Stutz, Parschau: „Einblicke zwischen Schaalsee und Salzhaff, Teil 4 - Geschichte und Geschichten entlang der innerdeutschen Grenze in Nordwestmecklenburg“. Herausgeber: Landkreis Nordwestmecklenburg, Kulturamt
Horst Günther: Boltenhagen Ostseebad - „Chronik: Boltenhagen, Tarnewitz, Redewisch, Wichmannshagen“. cw Nordwest Media Verlagsgesellschaft mbH Grevesmühlen
Wilhelm Raabe: Mecklenburgische Vaterlandskunde, 2. Auflage 1894, Hinstorf'sche Hofbuchhandlung Wismar

IMPRESSUM

Diese Stele Ist Teil des Projektes „Grenzenlos von Lübeck bis Boltenhagen“ und wurde durch das Amt Klützer Winkel aufgestellt. Finanzielle Unterstützung kam vom Landkrels Nordwestmecklenburg und Familie Mann.

Besonderer Dank für die zur Verfügung gestellten Fotos gilt Rolf Fechner, Horst Günther, Paul Holst, Peter Loeck, Jürgen Möser, Christine Vogt-Müller und der Ostseezeitung.

Text: Angela Radtke

Projektidee: Angela Radtke

Gestaltung: www.grafikagenten.de

November 2022